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Gedanken zu Weihnachtenvon Alexandra Klinghammer
In der Nacht auf den 25. Dezember feiern wir die Geburt eines Menschen, dessen Leben nicht nur strahlend, sondern immer auch bedroht war. Schon als Neugeborenem wurde Jesus nach dem Leben getrachtet und dieses endete schliesslich gewaltsam. Jesus berührt viele Menschen bis heute, auch und gerade deshalb, weil er verletzlich war, seine Verletzlichkeit nicht scheute und nicht vermied. Ja, sie noch nicht einmal fürchtete. Neben der bedingungslosen Liebe, die er lebte und der Heilsbotschaft, die er verkündete, sind es seine tiefe Menschlichkeit und Berührbarkeit die bewegen. «Fürchtet euch nicht vor der Verletzlichkeit». Was für eine Weihnachtsbotschaft, dachte ich, als ich diese Worte auf der ersten Seite der Dezember-Ausgabe der evangelisch-reformierten Zeitung «reformiert.» las. Könnte es eine bessere Friedensbotschaft geben? Genau jetzt, in dieser Zeit, in der das Gute in der Welt so zerbrechlich wie schon lange nicht mehr erscheint und die Hoffnung auf Frieden an vielen Orten in weiter Ferne liegt. Die Weltlage bietet zurzeit wenig Anlass für Zuversicht. Und doch wird der Hoffnung überall dort eine Türe geöffnet, wo Menschen sich trauen, sich berühren zu lassen. «Wer sich berühren lässt, statt abzustumpfen, ist verletzlich», schreibt Felix Reich, Autor der oben erwähnten Weihnachtsbotschaft. Das Umgekehrte gilt gleichfalls: Wer sich seine eigene Verletzlichkeit eingesteht und an sich heranlässt, der erst kann wirklich im Innern berührt werden. Im Zulassen der eigenen Verletzlichkeit werden wir offen und empfänglich für die Leiden des anderen. Es ist der erste Schritt zu Frieden und Versöhnung. Doch dieser erste Schritt fällt uns häufig schwer. Wir haben Angst, uns verletzlich zu zeigen, weil wir glauben, dann manipulierbar, schwach und ohnmächtig zu sein. Jesus zeigte dagegen, dass Liebe und Verletzlichkeit sich nicht ausschliessen, ja sogar einander bedingen. Wer liebt, ist verletzlich. Und wen seine Verletzlichkeit nicht ängstigt, der kann sich wahrhaft von der Liebe berühren lassen. So existiert eine tiefe Verbindung zwischen Neptun und Chiron. Zwischen dem Symbol der Liebe und dem Symbol des verwundeten Heilers. Weihnachten ist ein stilles Fest. So wie das Christuskind abseits des Treibens der Welt geboren wurde, so vollziehen sich auch in uns wichtige Veränderungen zunächst im Stillen, in der Tiefe unserer Seele. Weihnachten heisst, sich für einen neuen Weg, eine neue Möglichkeit, eine neue Sichtweise zu öffnen. Weihnachten braucht Mut. Mut zur Verletzlichkeit und Mut zur Liebe. «Fürchtet euch nicht», sprach der Engel zu den Hirten, als er ihnen erschien, um ihnen die Geburt des Kindes zu verkünden. Ja, fürchten wir uns nicht vor unserer Verletzlichkeit. Sie ist wie das Licht zur Wintersonnenwende. Zart, still und leise. Aber gerade deshalb so eindrücklich und bewegend. Eine verwandelnde Kraft. Veränderungen können geschehen, wenn wir uns trotz unserer Verletzlichkeit von unserer Angst nicht lähmen lassen. Dann gelingt es uns, Schranken und Hindernisse zu überwinden. Auch gegenüber unseren Mitmenschen, auf dass Versöhnung und Frieden möglich werden. Ich wünsche Ihnen ein von Licht und Liebe erfülltes Weihnachtsfest.
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