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Das Geheimnis des Atemsvon Alexandra Klinghammer
Atem ist Leben. Atmen ist das erste, was wir tun, wenn wir auf die Welt kommen, und das letzte, wenn wir sie wieder verlassen. Kein Vorgang ist so unmittelbar mit dem Leben verbunden wie das Atmen. Wir können einige Tage auf Nahrung verzichten, einige wenige auch auf Wasser, aber keinen Tag auf die Luft, die wir einatmen. Obwohl auch hier Ausnahmen zu existieren scheinen. So gibt es Yogis, die ihren Atem zeitweise stilllegen können. Eine Technik, die bereits in der Bhagavad-Gita erwähnt und der erstaunliche Heilwirkung nachgesagt wird. Wir alle haben schon erfahren, wie sehr sich unsere seelische und geistige Verfassung auf unsere Atmung niederschlägt. Jede Empfindung hat ihren eigenen Atemrhythmus. Normalerweise atmen wir 12-18mal pro Minute. Regen wir uns auf oder ängstigen wir uns, beschleunigt sich die Atmung und wird ungleichmässiger. Sind wir dagegen ruhig und fühlen uns wohl, verlangsamt sich die Atmung. Während wir meditieren, nimmt die Atemfrequenz noch einmal ab. In tiefem Entspannungszustand atmen wir vielleicht noch zwei oder drei Mal pro Minute. Oder auch weniger. Umgekehrt können wir den Atem aber auch dazu nutzen, zu mehr Ruhe und Gelassenheit zu finden und unsere Gesundheit zu stärken. Nur schon zu beobachten, wie der Atem durch unseren Körper fliesst, hat eine entspannende Wirkung. Das Wahrnehmen des Ein- und Ausströmens des Atems beruhigt unsere Gedanken. Das kommt nicht nur daher, dass unsere Aufmerksamkeit in einem solchen Moment von unseren Gedanken abgezogen wird, sondern liegt auch daran, dass er eine beruhigende Wirkung auf unseren Geist ausübt. Besonders in stressigen Momenten hilft es sehr, in Verbindung mit dem Atem zu sein. Auf diese Weise gelingt es uns, in unserer Mitte zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren.
Eine kleine, aber wirksame Atemübung, besteht darin, bewusst zwischen Ein- und Ausatmen Pausen einzulegen. In seinem Buch «Vollkommene Gesundheit und Vitalität» stellt Paramhansa Yogananda eine solche Übung vor: Sie beginnt damit, dass man langsam ausatmet und dabei von 1-6 zählt. Nun, während die Lungen leer sind, zählt man wieder von 1-6. Anschliessend atmet man langsam ein und zählt wieder von 1-6. Daraufhin hält man den Atem an und zählt erneut von 1-6. Dies macht man insgesamt zwölf Mal hintereinander. Diese Übung wirkt nicht nur beruhigend, sondern zugleich vitalisierend, da der Körper auf diese Weise mit frischer Energie versorgt wird.
Ein weiteres Geheimnis des Atmens besteht darin, dass man in die einzuatmende Luft einen Gedanken oder einen Wunsch hineinlegt. Ebenso wie das Element Wasser kann auch das Element Luft mit einer Idee geladen werden. Dazu gibt es eine Übung von Franz Bardon, die ich seit Jahren praktiziere. Sie stellt für mich eine der vortrefflichsten Möglichkeiten dar, vorhandene Disharmonien im Körper auszugleichen. Die Übung stammt aus seinem Buch «Der Weg zum wahren Adepten» und geht wie folgt: Man setzt sich bequem hin, entspannt sich und atmet durch die Nase. Dabei stellt man sich vor, dass mit der eingeatmeten Luft Gesundheit (oder Harmonie oder Wohlbefinden) durch die Lunge und durch das Blut in den Körper übergeht. Die Vorstellung der Idee muss so intensiv sein, dass die Luft, die man einatmet, mit dem Wunsch derart imprägniert ist, dass dieser bereits zur Wirklichkeit geworden ist. Während der Übung atmet man ganz normal in seinem eigenen Rhythmus. Wichtig ist, nicht zu hasten und nicht unnötig viel Luft einzuatmen, sondern die Übung langsam und ruhig zu machen. Atem ist Leben. Leben ist Gott. Wenn wir atmen, durchpulst uns göttliche Lebensenergie. In bewusster Verbindung mit unserem Atem zu sein bedeutet daher, in lebendiger Verbindung mit dem Göttlichen zu sein. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute sowie Harmonie und Wohlbefinden durch die heilende Kraft des Atmens.
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