Durchlichtung der Seele

Der Stier-Neumond vom 30. April

von Alexandra Klinghammer

Am Samstag, den 30. April, ereignet sich um 22.28 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit der nächste Neumond und zwar im Zeichen Stier. Dabei handelt es sich gleichzeitig um eine Sonnenfinsternis. Das heisst, der Mond schiebt sich von der Erde aus gesehen vor die Sonne, bedeckt diese aber nur zum Teil, sodass es lediglich zu einer partiellen Verfinsterung unseres Zentralgestirns kommt. Beobachten lässt sich die Finsternis in Chile und im Südwesten Argentiniens. Doch unterstehen nicht nur diese Gebiete, wo der Halbschatten des Mondes direkt auf die Erde trifft, dem Einfluss der Finsternis. Letztlich wirkt diese überall auf der Erde. So ist sie auch für uns relevant.

Der Neumond fällt zudem auf ein besonderes Datum. Nämlich auf Beltane, das in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gefeiert wird. Es ist das Fest des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Erneuerung. Gefeiert wird die Vermählung von Himmel und Erde, von Männlichem und Weiblichem, für das die Maibäume, die nun vielerorts aufgestellt werden, symbolisch stehen. Der Pfahl repräsentiert dabei das Männliche, der geschmückte Kranz das Weibliche. Das Ereignis des Neumondes reiht sich in diese Symbolik nahtlos ein. Denn Neumond ereignet sich immer dann, wenn Sonne und Mond aufeinandertreffen, sich das männliche mit dem weiblichen Prinzip vereinigt, um einen neuen Zyklus zu beginnen. Beim Stier-Neumond werden dabei vor allem Prozesse initiiert, die mit Wachstum, Sinnlichkeit und Fruchtbarkeit in Verbindung stehen. Stier fördert den Fluss der Lebenskraft, das Aufblühen und Erblühen im Wonnemonat Mai, wenn wir die Natur in ihrer ganzen Fülle, Schönheit und Blütenkraft bewundern und geniessen.

Durch die Sonnenfinsternis wird diesem rauschhaften, anschwellenden Fluss der Lebenskraft nun jedoch etwas entgegengesetzt. Es wird ein Impuls freigesetzt, der sich auf der vitalen Ebene genau umgekehrt manifestiert, nämlich hemmend und blockierend. Man könnte geneigt sein, dieses Geschehen als negativ, problematisch, vielleicht gar als ungutes Zeichen zu interpretieren, weil es gegen die natürliche Dynamik und Entfaltungskraft des Lebens verläuft. Doch sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wie hinter jedem kosmischen Ereignis, so liegt auch in dieser Finsternis ein Sinn verborgen. Man muss nur etwas tiefer schürfen, um ihre Essenz zu entdecken und herauszuschälen. Dies möchte ich im Folgenden tun und versuchen aufzuzeigen, für was sich der kommende Sonne/Mond-Zyklus eignet und für was eher weniger. Doch lassen Sie uns, bevor wir näher in das Thema einsteigen, zunächst einen Blick auf die Konstellationen des Neumondes im Einzelnen werfen.
  

Die Konstellationen des Neumondes

Neumond vom 30. April 2022
30.04.2022, 22:28 LT, 20:28 GT
Zürich, CH (47N23, 08E32)
 

Beim kommenden Neumond stehen Sonne und Mond auf 10 Grad Stier und bilden eine Konjunktion mit Uranus auf 15 Grad Stier. Von dieser Dreifachkonjunktion geht ein harmonisches Sextil zu Mars auf 12 Grad Fische aus. Eine weitere bedeutsame Konstellation dieses Neumondes ist die Konjunktion zwischen Venus (28 Grad), Jupiter (28 Grad) und Neptun (25 Grad) im Fische-Zeichen. Venus und Jupiter, die in sehr genauer Konjunktion zueinander stehen, machen ihrerseits zwei Sextile: eines zu Merkur auf 1 Grad Zwillinge, ein zweites zu Pluto auf 29 Grad Steinbock. Dadurch ergibt sich zwischen Merkur und Pluto zugleich ein harmonisches Trigon. Merkur bildet darüber hinaus ein Halbsextil zur laufenden Lilith auf 2 Grad Krebs. Des Weiteren finden wir ein Halbsextil zwischen Neptun und Saturn. Letzterer steht momentan auf 24 Grad Wassermann und befindet sich im Quadrat zur Mondknotenachse, die sich zurzeit auf 23 Grad Stier/Skorpion bewegt. 
 

Gelingen erfordert ein hohes Mass an Reife

Der herausragendste Aspekt dieses Neumondes ist sicherlich seine Verbindung mit dem Planeten Uranus. Uranus steht für das Neue und Zukünftige und hat damit eine gewisse Verwandtschaft zur Urthematik des Neumondes, zu dem ja jeweils ein neuer Same für eine zukünftige Entwicklung gesetzt wird. Die Zeichen stehen also auf Erneuerung. Doch nicht in dem Sinne, wie man auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte. Die Dinge gestalten sich um einiges komplexer und vielschichtiger. Zwar ist es nicht geboten, von neuen Vorhaben oder Projekten völlig abzuraten. Damit diese sich aber erfolgreich und zufriedenstellend entwickeln, muss einiges beachtet werden und sehr vieles stimmen. Eine Finsternis kann durchaus Dinge begünstigen. Sehr sogar. Damit diese sich aber wunschgemäss entfalten, braucht es ein hohes Mass an Aufmerksamkeit, Bewusstheit und vor allem Reife. Konkret bedeutet das: Die eigenen Absichten müssen so edel und rein sein, dass die Finsterniskräfte, die ansonsten leicht die Oberhand gewinnen und Absichten und Vorhaben sabotieren können, nicht zum Zuge kommen. Nur wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, sollte man erwägen, etwas Neues, das sich im Aussen verwirklichen und Früchte tragen soll, zu initiieren und in Angriff zu nehmen. Aber auch wenn diese Voraussetzungen erfüllt sein sollten, bleiben dennoch gewisse Unsicherheiten, namentlich Faktoren und Einflüsse, auf die man keinen Einfluss hat, wie zum Beispiel das Verhalten anderer Menschen oder gewisse Umstände oder Entwicklungen. Dagegen kann sich dieser Neumond befreiend auswirken, wenn man sich von überholten oder unguten Situationen lösen möchte, um eine Neuorientierung vorzunehmen.
 

Merkur rückläufig

Zudem ist zu berücksichtigen, dass im Laufe dieses Sonne/Mond-Zyklus der Kommunikationsplanet Merkur seine Richtung wechselt und für rund drei Wochen rückläufig wird (10. Mai bis 3. Juni). Damit fällt ein Grossteil dieses Zyklus in eine Phase, in der man mit Missverständnissen und Kommunikationspannen rechnen muss und auch selbst möglicherweise einer gewissen Tendenz zu Fehleinschätzungen unterliegt. Auch wenn Merkur im Neumondhoroskop günstig aspektiert ist, was die Probleme abfedern oder weniger drastisch zum Ausdruck bringen könnte, sollte dieser Aspekt dennoch nicht ausser Acht gelassen werden. Da sich zudem Mars noch bis zum 24. Mai im Fische-Zeichen aufhält, wodurch seine natürliche Dynamik geschwächt wird, würde ich ganz besonders zwischen dem 10. und 24. Mai keine Neuinstallationen von Geräten vornehmen und solche auch nicht kaufen. Des Weiteren muss in dieser Zeit im Verkehr und im Handel vermehrt mit Schwierigkeiten und Verzögerungen gerechnet werden. Zusammen mit dem prominent gestellten Uranus ist zudem eine erhöhte Unfalltendenz nicht ganz von der Hand zu weisen, da eine Neigung zu Ungeduld und hastigen Reaktionen besteht. Geben Sie also Acht im Haus, im Garten und im Strassenverkehr.
 

Geschmeidig mit den Dingen mitgehen

Uranus könnte zudem, ganz besonders um die Tage der Finsternis herum, einiges an Turbulenzen und Unruhe mit sich bringen. Es kann Hektik aufkommen, auch weil sich Dinge plötzlich anders gestalten oder entwickeln, wie man gedacht oder geplant hatte. Daher versteift man sich am besten nicht auf fixe Pläne, sondern versucht, so gut es geht, geschmeidig mit den Dingen mitzugehen. Eine gute Übung im Loslassen, woran uns ja der absteigende Mondknoten im Skorpion-Zeichen zurzeit immer wieder erinnert. Eine der unangenehmsten Facetten dieses Neumondes könnte sich in plötzlichen Veränderungen zeigen, beispielsweise indem man von Ereignissen tangiert oder überrumpelt wird, die einen vor ganz neue Situationen stellen. Schwierige Ereignisse haben durchaus ihren Sinn in unserem Leben. Und nicht selten können wir diesen im Rückblick etwas abgewinnen. Sollte sich die gegenwärtige Zeit für Sie daher schwierig und herausfordernd gestalten, mag es hilfreich sein, sich daran zu erinnern. Auch wenn die momentane Situation dadurch nicht unmittelbar einfacher wird. Aber sie gibt Ihnen etwas Sicherheit und das Gefühl, dem Geschehen nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Auch, weil Sie vielleicht spüren, dass Sie von einer höheren Macht geführt und beschützt werden.

Die wunderschöne Konjunktion zwischen Venus, Jupiter und Neptun im Neumondhoroskop ist nämlich auch eine Schutzkonstellation. Sie symbolisiert eine hochschwingende Liebesenergie, die viel Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht schenkt. So sind nun Erfahrungen möglich, die Ihnen das Gefühl geben, dass ein himmlisches Wesen behütend und schützend seine Hand über Sie hält. Oder es treten Ereignisse in Ihrem Leben auf, beispielsweise in Form von Synchronizitäten, bedeutsamen Zufällen oder anderen Begebenheiten, die Ihnen bei einer Angelegenheit weiterhelfen oder eine wichtige Botschaft für Sie beinhalten.
 

Ein einzigartiger kosmischer Moment für Beziehungen

Auch auf Beziehungen wirkt diese Konstellation in schönster Hinsicht. In ihr vereinigt sich die irdische mit der himmlischen Liebe. Verbindungen, die jetzt geschlossen werden, können daher einen ganz besonderen Zauber besitzen und von einzigartiger Qualität sein. Es findet zusammen, was zusammengehört. Seelenverwandte begegnen sich, nicht zuletzt mit der Absicht, an früheren Themen weiterzuarbeiten (Saturn am absteigenden Mondknoten) und diese aufzulösen. (Vielleicht muss man aber auch von einer grossen Liebe Abschied nehmen. Dies ist ebenfalls möglich.) Aber auch im weiteren Sinne können sich nun sehr inspirierende Begegnungen ergeben, die erfüllt sind von Güte, Liebenswürdigkeit und einem lebendigen geistigen Austausch. Diese Konstellation stimmt uns milde, öffnet unser Herz, lässt uns mitfühlend sein und verständnisvoll agieren, was sich letztlich auf alle unsere Kontakte positiv auswirkt.
 

Die tiefere Bedeutung der Achtsamkeit

Ich habe eingangs erwähnt, dass dieser Sonne/Mond-Zyklus mit gewissen Hindernissen und Schwierigkeiten behaftet sein kann, da durch die Sonnenfinsternis der natürliche Energiefluss behindert wird. Haben Sie einen Garten, wäre es daher ratsam, um die Tage der Finsternis herum keine Samen zu säen und auch sonst keine neuen Pflanzen zu setzen. Sie müssten ansonsten damit rechnen, dass die Samen eventuell nicht aufgehen und die Pflanzen sich nicht wie gewünscht entwickeln. Dies gilt, wie oben geschildert, gleichfalls für Aktivitäten und Vorhaben, die man nun in Angriff nehmen will. Im Gegensatz dazu eignet sich dieser Neumond jedoch ganz ausgesprochen für Dinge, die eher im Verborgenen liegen und die die Aura eines Mysteriums umwehen. Während einer Sonnenfinsternis werden Dinge sichtbar, die normalerweise nicht sichtbar sind. So ist es nur während einer Sonnenfinsternis möglich, den Mond zu Neumond am Himmel zu sehen. Indem er sich vor die Sonne schiebt, werden seine Umrisse erkennbar, die ansonsten bei Neumond durch das helle Sonnenlicht überstrahlt werden. Im übertragenen Sinne heisst das, das uns nun Dinge bewusst werden können, wir Zusammenhänge verstehen oder uns Wissen zufliesst, dass von numinoser, geheimnisvoller Qualität ist.

Aufgrund der Jupiter/Neptun-Konjunktion, die immer noch wirksam ist, geht es dabei vor allem um geistige Vorgänge, heilsames Wirken und spirituelle Handlungen. Es geht um nicht weniger als um die Annäherung an die göttliche Quelle und welche Rolle uns Menschen dabei zukommt. Ich habe dieses Thema in meinem Vortrag zur Jupiter/Neptun-Konjunktion eingehender beleuchtet (siehe Audio-Aufnahme unten). Im Vordergrund steht dabei die Beziehung zwischen der göttlichen Quelle und dem Menschen, die keine einseitige, sondern eine beidseitige ist. Denn so wie der Mensch Gott braucht, so braucht Gott auch den Menschen. Wenn der Mensch dies erkennt, wird er nicht nur zum Mitschöpfer, indem seine Liebe zum Göttlichen diesem hilft, den Kosmos zu tragen und zu erhalten, er wird darüber hinaus zum Heiler der Welt.

Jede Handlung, die wir ausführen, kann entweder profan oder heilig sein. Eine profane Handlung äussert sich durch eine unbewusste oder unachtsame Haltung. Eine heilige Handlung dagegen durch eine konzentrierte, achtsame und liebevolle Haltung. Letztere wirkt sich auf unsere Seele heilsam aus. Die Kabbalisten würden sagen, dass durch eine solche Handlung unsere Seele durchlichtet wird. Hierin liegt das Geheimnis dieses Neumondes, seine esoterische Bedeutung. Denn eine solche Handlung befreit (Uranus) das Licht (Sonne) aus der Finsternis. Es hebt die göttlichen Funken, die in der Materie gefangen sind, an. Durch diesen Vorgang trägt der Mensch zum grossen Werk bei, um das, was einstmals getrennt wurde, wieder zusammenzuführen. Die Kabbala nennt diesen Vorgang "Wiederherstellung" (Tiqqun). Alles im Leben kann zu einem Tiqqun werden. Jede Handlung im Alltag. Achtsames Handeln tut deshalb so überaus wohl, weil es direkt auf unsere Seele einwirkt und das Band zu den höheren Welten wieder herstellt. Wie so ein Tiqqun vollzogen wird, erläutere ich in meinem Kurzvortrag "Heilende Nahrung / Nahrung, die wandelt" im Rahmen der nächsten Heilmeditation am 16. Mai (siehe Veranstaltungstipp unten) am Beispiel des Essens. Dieses Beispiel passt sehr gut zum Stier-Zeichen, das ja eine Verbindung zum Essen und zur Nahrung besitzt. Zudem lässt sich an diesem die wohltuende Wirkung einer auf diese Weise ausgeführten Handlung unmittelbar erleben. Denn eine solche Nahrung hat auf den Körper eine ganz andere, nämlich eine heilbringende Wirkung.

Ich wünsche Ihnen für den kommenden Sonne/Mond-Zyklus alles erdenklich Gute.
 

Ihre
Alexandra Klinghammer 

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